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...SIE SITZEN BALD IM ROLLSTUHL...

Für Ärzte eine lapidare Aussage. Für Betroffene eine Katastrophe: Hören sie auf zu kämpfen, sie sitzen bald im Rollstuhl...
Für Ärzte eine lapidare Aussage. Für Betroffene eine Katastrophe: Hören sie auf zu kämpfen, sie sitzen bald im Rollstuhl...

Ärzte haben mich 2007 konfrontiert mit der Aussage "...hören sie auf zu kämpfen, sie sitzen eh bald im Rollstuhl..." und 2009 "...manche Dinge sind einfach unausweichlich, auch im Rollstuhl geht das Leben weiter..." 

 

Derartige dämliche Aussagen lassen sich leicht formulieren, wenn es einen nicht selbst betrifft. Dass ist als würde ein Millionär zu einer Alleinerziehenden Mutter mit knappem Geldbudget sagen, dass Geld keine Rolle spiele. Weniger Empathie ist kaum denkbar.

 

 

AUF INNERE STIMME HÖREN

Bereits bei der ersten unemphatischen Arztaussage 2007 mit der Information, ich sässe bald im Rollstuhl wusste ich, dass diese Aussage nichts mit mir zu tun hat und das ich irgendwann wieder werde gehen können. Leider war ich die Einzige die an mich geglaubt hat.

 

Woher dieses Wissen kam, weiss ich nicht. Es war eine Information aus meinem tiefsten Inneren.

Ärtze. EMPHATISCH wie ein regenschirm

Die zweite ärztliche Fehleinschätzung wurde mir 2009 mitgeteilt. Auch wieder in der Neurochirurgie der Uniklinik Mainz. Dort wurde ich Anfang April 2006 an der Halswirbelsäule operiert und das stark komprimierte Rückenmark zwischen C3 und C4 sollte entlastet werden. Mit mäßigem, doch immerhin mit Erfolg. Eine linksseitige Hemiparese konnte nicht verhindert werden. Die Zeit zwischen Unfall (Januar 2006) und Operation (April 2006) war zu lang, als dass sich das geschädigte Rückenmark wieder vollständig hätte erholen können.

Fachlich top -  menschlich hopp

Mit Sicherheit waren die Ärzte der Neurochirurgie hervorragende Operateure. Menschlich oder gar emphatisch waren sie auf dem Stand eines dreijährigen Kindes. Kein einziges mitfühlendes Wort, stattdessen Allgemeinfloskeln wie: "...keine Sorge, in vier Wochen können sie wieder Joggen...".

Diese Aussage hat sich als klare Fehleinschätzung erwiesen. Wie mach andere Aussage auch.

 

Auch die Behandlung nach der Operation war unter aller Kanone. Abgelegt Im letzten Zimmer der Station ohne Informationen darüber wie die Operation verlaufen ist und was auf mich zukommen wird. 

Wer soll das bezahlen? wer hat soviel Geld?

Doch die Ärzte haben sich auch als teilmutig erwiesen. Obwohl es noch keine Kostenzusage von der aok oder der vbg als zuständige Unfallversicherung gab, haben sie mich im April 2006 auf ihrer Station aufgenommen und am 10. April an der Halswirbelsäule operiert.

 

Mit der aok gab es heftige Auseinandersetzungen nachdem klar war, dass die Unfallversicherung nicht für Operation und Folgekosten aufkommen wird. Die Ärzte haben sich auch für eine Folge-Reha stark gemacht. Für eine neurologische Reha wollte die aok nicht aufkommen, eine orthopädische Reha hingegen hat sie finanziert. Einem geschenkten Gaul...

Leider hat es nur für oben gereicht

Die Verweigerung von Unfall- und Krankenversicherung haben dazu geführt, dass lediglich die Verletzungen der Halswirbelsäule und des Rückenmarkes C3 bis C5 operiert wurden. Weder die Verletzungen der Brustwirbelsäule oder Verletzungen der Lendenwirbelsäule wurden operiert. Gleiches gilt für die Hirnblutungen und das Schädel-Hirn-Trauma. All diese Verletzungen mussten mit sich selbst auskommen. Dass tun sie bis heute. Starke Dauerschmerzen, Bewegungseinschränkungen und Phasen der kompletten Handlungsunfähigkeit sind die Folgen.

Was ärzte tun können

An dieser Stelle möchte ich Ärzt*innen bitten, Patienten selbst bei geringster Hoffnung auf Besserung zu ermutigen. Zu ermutigen an sich selbst zu glauben und vorhandene Unterstützer*innen mit auf den Weg zu geben. Selbst bei der geringsten Chance auf Genesung. Glaube kann Berge versetzen. 

 

Aussagen wie "...sie sitzen bald im Rollstuhl..." können zur Folge haben, dass Menschen nach solch einer niederschmetternden Aussage im Schockzustand direkt vor das nächste Auto laufen oder auf anderem Weg ihrem Leben ein Ende machen.


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